VTB: Menschen mit Handicap finden kaum Wohnraum

Der VTB-Arbeitskreis Wohnen vor der Schwanenburg in Kleve

Foto: (von links): Christa Niehuis (Lebenshilfe Unterer Niederrhein), Hannes Scholtyschik (ADiK-Kleve), Birgit Selders (Selders & Seiltgen Soziale Dienste Geldern), Dirk Boermann (Diakonie im Kirchenkreis Kleve), Dieter Paeßens (Petrusheim Weeze). Fotos: Axel Küppers

Niederrhein - „Im sozialen Wohnungsbau im Kreis Kleve hakt es gewaltig.“ Das sagt Dieter Paeßens, Bereichsleiter des Petrusheims in Weeze, zuständig für die Gefährdetenhilfe und eines der Mitglieder des VTB. VTB steht für Verbund für Teilhabe und Behandlung im Kreis Kleve. Der Zusammenschluss aus 34 Organisationen legt den Finger in eine Wunde, die vor allem Menschen mit psychischen, geistigen und körperlichen Behinderungen sowie chronischen Suchterkrankungen betrifft. „Deren Schicksal ist es häufig, keinen adäquaten oder bezahlbaren Wohnraum zu finden“, betont VTB-Mitglied Christa Niehuis von der Lebenshilfe Unterer Niederrhein mit Sitz in Rees.

„Wir haben deshalb eine Fragebogenaktion unter den Mitgliedseinrichtungen des VTB durchgeführt, um eine gemeinsame Gesprächsgrundlage zu haben“, so Hannes Scholtyschik vom Ambulant Betreuten Wohnen ADiK-Kleve. Die Fragebögen wurden ausgewertet. Die Antworten sind teilweise alarmierend. „Nach der Analyse sehen wir uns in unserem Appell an die Politik im Kreis Kleve bestätigt, für das Thema sozialer Wohnraum für Menschen mit Behinderung eine Offensive einzuläuten“, berichtet Birgit Selders von Selders und Seitgen Ambulant Betreutes Wohnen aus Geldern.

„Die Auswertung hat ergeben, dass sich unter den befragten Einrichtungen im Kreis Kleve zur Zeit fast 1000 Menschen in akuter Wohnungsnot befinden“, sagt Dirk Boermann von der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, Fachbereichsleitung für das Ambulant Betreute Wohnen. Den Schwierigkeitsgrad, eine Wohnung zu finden, stufen zwei von drei Befragten mit „sehr schwer“ ein. Ein schlimmer Zustand, so Dieter Paeßens, sei auch, dass die Anbieter aus der Not heraus selbst hingehen und entweder Wohnraum schaffen oder anmieten für ihre Klientel. Laut Vorstellungen des Landschaftsverbandes Rheinland, der die Betreuungsleistungen bezahlt, kann das kein zielführender Zustand sein. „Deshalb appellieren wir an die Privatwirtschaft und insbesondere an die Wohnungsbaugesellschaften, für benachteiligte Menschen Wohnraum anzubieten“, so Christa Niehuis.

Aber auch die Kommunen sieht der VTB in der Pflicht, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. „Es war bereits ein gutes Signal von Landrat Wolfgang Spreen, dass er Probleme in der sozialen Wohnraumversorgung eingeräumt hat und hier den Hebel ansetzen will“, so Dirk Boermann. Ob größere Städte wie Kleve, Geldern oder Emmerich, mittlere wie Kalkar und Straelen oder kleinere wie Rheurdt oder Uedem – Wohnungsnot wurde dem VTB über die Fragebogenaktion flächendeckend im Kreis Kleve angezeigt. „Sogar für eine kleinere Gemeinde wie Uedem gibt es elf Fälle von Notstand“, sagt Birgit Selders. Zum Vergleich: Rees hat 15 Fälle, Weeze 16.

VTB-Sprecher Josef Berg macht deutlich, dass in der Umfrage ein Trend erkennbar ist. „Deswegen werden wir unser Augen- merk und unser Engagement auf diese sehr ungünstige Entwicklung legen und Ansprechpartner sein für diejenigen, denen an einer Behebung gelegen ist.“ Gerade im Angesicht der Veränderungen, die uns durch das Bundesteilhabegesetz noch bevorstehen und die dann individuellen Wohnmöglichkeiten im Sozialraum noch mehr den Vorzug geben, ist der Zugang zu Wohnraum ein zentraler Aspekt der Teilhabe.

Der VTB ist ein fachübergreifen- der Verbund mit Sitz im Kreis Kleve (NRW). Der Verbund leistet gebün- delt Kompetenz für Teilhabe und Behandlung am Leben von Men- schen mit psychischen, geistigen und körperlichen Erkrankungen und Behinderungen. Das unabhängige und eigenständige Netzwerk koordiniert als Ergänzung zum Angebot der Behindertenhilfe in der Region Hilfen und entwickelt sie weiter.

Auch in anderen Städten und Kreisen herrscht Wohnungsnot. Eine Aktion der Diakonie in Düsseldorf machte mit Käfigen auf die Problematik aufmerksam. Lesen sie hier den Text.

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