Arbeitskreis Suchtvorbeugung: Fachtagung und Jubiläum
Der Arbeitskreis Suchtvorbeugung im Kreis Kleve blickt auf 25 Jahre seiner Existenz zurück. Eine Netzwerkarbeit, die damals neu und nicht selbstverständlich war. Über 120 Teilnehmende lauschten den Vorträgen und besuchten angebotene Workshops der Fachtagung im Kevelaerer Bühnenhaus. Die Entwicklung der Suchtvorbeugung und Präventionsarbeit skizzierte Hans-Jürgen Hallmann (ginko-Stiftung).
„In der unserer Kulturgeschichte hat es immer schon Suchtmittel und kritischen Konsum gegeben“, holte Hallmann weit aus. Bestrebungen, den Konsum einzugrenzen, ebenfalls. Bereits Platon habe festgelegt, dass Menschen unter 18 Jahren keinen Wein, bis 30 Jahre nur wenig, dann mäßig trinken sollten. Mit 40 Jahren dürfe nach Meinung des Philosophen ohne Beschränkung dem Wein zugesprochen werden, um der Alterstrübseligkeit entgegen zu wirken.
„Die Arbeit von Beratungsstellen und Präventionsideen unterlagen dem Wandel der Zeit“, referierte Hallmann. Anfangs wurden Mythen von mit Crack versehenen Piercings und gefährlichen Lippenstiften erzählt. Danach kam die Polizei mit ins Boot, die bei Eltern an den Schutz der Kinder appellierte. Später sollten Idole aus Sport und Musik als Vorbilder wirken. Parallel und bis heute wird auf Abschreckung durch Bilder auf Zeitschriften-Cover oder Zigarettenpackungen gesetzt. Lange Zeit galten Tabak und Alkohol als Genussmittel, es wurde darum auch in der Arbeit strikt nach legalen und illegalen Drogen getrennt. Hallmann erinnerte an das bahnbrechende Buch „Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ und an einen Fußballtrainer, den eine Haarprobe des Kokainkonsums überführte.
Der Kreis Kleve war einer der ersten Flecken in Nordrhein-Westfalen, wo sich 1993 ehemalige „Feindbilder“ zusammen taten: Mitarbeitende der Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas, Ärzte des stationären Bereichs (damals Trinkerheilanstalt) der LVR-Klinik und auch Jugendämter und die Polizei sind heute in dem Arbeitskreis vertreten. Überspitzt gesagt: „Linke Sozialromantiker“ auf der einen Seite sprachen plötzlich mit Leuten, die Klienten scheinbar nur „wegschließen“ konnten. Gerd Engler, Leiter der Beratungsstelle des Caritasverbands Kleve e.V. und Dr. med. Jack Kreutz, stv. Ärztlicher Direktor der LVR-Klinik, erinnerten dialogisch an die Anfänge. Zunächst wollte im Kreis überhaupt keiner eine Suchtberatungsstelle einrichten. Weder die Kommunen noch die Wohlfahrtsverbände. In Kevelaer wurde es dann etwas, im ehemaligen Güterbahnhof fing die erste Beratung an. Weitere Stellen in Kleve (Caritas) und Geldern (Diakonie) folgten.
Heute sind sich die Fachleute aller Disziplinen bewusst: Jede Sucht hat eine Geschichte, die vor dem ersten Konsum beginnt und die nicht nach der letzten Zigarette oder dem letzten Tropfen Alkohol endet. Darum ergänzen sich die im Arbeitskreis Suchtvorbeugung zusammengeschlossenen Akteure durch unterschiedliche Professionen und Sichtweisen. Sie handeln an unterschiedlichen Stellen und begegnen unterschiedlichen Stadien der Sucht. Sie tun jedoch eines gemeinsam - dagegen wirken.
Hubertina Croonenbroek gratulierte als stellvertretende Landrätin im Namen der Bürgerinnen und Bürger sehr herzlich und dankte für die Arbeit in den vergangenen 25 Jahren. Dr. Dominik Pichler, Kevelaerer Bürgermeister und ehemaliger Anwalt für Strafrecht wusste aus der Vergangenheit, „dass auch im ansonsten heiligen Kevelaer die Welt nicht immer „heile“ ist und das Thema Sucht alle Menschen treffen kann.