Hilfen für Einelternfamilien

Viktor Kämmerer leitet das EFUS-Projekt

EFUS, die Bezeichnung des Projekts, steht als Abkürzung für „Einelternfamilien fördern und stärken“. Im Mittelpunkt des bislang befristeten Angebots stehen das erwachsene Familienmitglied und insbesondere die Kinder. Durch individuelle Förderung soll die Situation der Familie nachhaltig verbessert werden. Das Projekt EFUS ist Anfang Mai 2018 in Büroräumen an der Lindenallee 23 in Kleve auf Initiative von Landrat Wolfgang Spreen gestartet. Projektleiter Viktor Kämmerer kennt als ehemaliger Bürgermeister und ehemaliger Geschäftsführer bei der Arbeiterwohlfahrt Stärken und Schwächen von Hilfesystemen. Mit ihm sprach Stefan Schmelting.  

Herr Kämmerer, welche Probleme haben Einelternfamilien, die zu Ihnen kommen?

Aus dem gesamten Kreisgebiet kommen Einelternfamilien, häufig mit mehr als zwei Kindern. Sie haben Probleme beruflicher Art, Erziehungsprobleme, finanzielle Probleme. Einige kommen einfach nur, um einen Ansprechpartner zu haben, der Rat geben kann. Viele kennen ihre Probleme, wissen aber nicht, wo und wie sie Hilfen bekommen können. Alleinerziehend zu sein, bedeutet auch eine Potenzierung von Alltagsstress, in dem einige hilflos werden.

Wie viele Einelternfamilien gibt es im Kreis Kleve geschätzt? Wie viele sind derzeit im Programm oder haben es durchlaufen?

Wir kennen nur die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von SGB II-Leistungen, das sind 1.850 Einelternfamilien. Die tatsächliche Zahl an Einelternfamilien liegt viel höher. Es benötigen natürlich nicht alle Hilfe. Das Projekt richtet sich auch an Einelternfamilien, die nicht im Leistungsbezug sind. Bislang haben sich rund 250 Familien bei uns gemeldet.

Wie sieht die Förderung konkret aus, sind es psychologische Hilfen, finanzielle Hilfen, oder die Vermittlung von Babysittern?

So konkret will ich gar nicht werden. Wir können, anders als andere Hilfesysteme mit festgelegten Förderzwecken und Förderumfängen, bei vielem helfen. Denn es gibt Probleme, die aus allen Richtlinien herausfallen. Wir stellen bewusst wenige Hürden auf und dürfen viel ausprobieren. Wichtig ist uns, dass ein sinnvoller Bedarf da ist, die Hilfe nachhaltig wirken kann und diese von keinem Dritten geleistet werden könnte.

Was wird von den Familien verlangt, um an dem Projekt teilzunehmen?

Sie müssen tatsächlich alleinerziehend mit minderjährigen Kindern sein und im Kreis Kleve wohnen. Damit der Weg aus dem Südkreis nicht so weit ist, bieten wir Beratung auch in den Räumlichkeiten der Caritas in Geldern an.

Was heißt das konkret, wenn ich als Familie am Projekt teilnehme? Gibt es Einzelberatung oder Gruppensitzungen, können Familien jederzeit einsteigen?

Wer sich bei mir meldet, wird schnellstmöglich zu einem Erstgespräch eingeladen, in dem der weitere Weg festgelegt wird.

Sie sind vor allem auf die Kinder konzentriert, was unterscheidet diese von Kindern in Zweielternfamilien?

Kinder aus Einelternfamilien sind armutsgefährdeter und haben oftmals schlechtere Chancen auf ihrem Lebensweg.

Das Projekt lebt auch von der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern?

Wir arbeiten insgesamt mit 13 Kooperationspartnern, Wohlfahrts- und Sozialverbänden, darunter die Diakonie, zusammen. Häufig kommen Alleinerziehende bereits mit ihrer Sozialarbeiterin oder ihrem Sozialarbeiter zu mir. Die Kooperationspartner unterstützen das Projekt durch praktische Hilfen, wie Clearing, Coaching oder Lotsenverfahren.

„Lotsenverfahren“, was bedeutet das?

Im Lotsenverfahren wird eine Einelternfamilie durch einen Kooperationspartner im Auftrag von EFUS unterstützt, Hilfen bei anderen zuständigen Stellen, wie zum Beispiel Jobcenter, Jugendhilfe oder ähnlichen zu erhalten.

Was wären Wünsche/Ziele bis 2020?

Ziel ist es, möglichst vielen Einelternfamilien in der zweijährigen Projektzeit zu helfen. Bislang haben wir mit dem Projekt viel Unterstützung geben können. Das wünschen wir uns auch weiterhin.

Vielen Dank!

Kontakt zum EFUS:
Telefon: 02821 / 89 60 699
E-Mail: efus@kreis-kleve.de
Bürozeiten Mo.-Fr. 9-16 Uhr
Termine finden in Kleve oder Geldern statt.

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