Helden im Alltag: Pflegende Angehörige
Sie sagten erst keinem etwas. Drei Tage vor der Feier der Goldenen Hochzeit im vergangenen September erhielt Heinz Petersilie die Nachricht: Demenz, später wurde bei ihm noch ein Hirntumor gefunden. „Wir haben die Goldhochzeit trotzdem richtig und groß gefeiert“, erzählt seine Frau Agnes und zeigt stolz den Bildband mit Fotos. Die 72-Jährige pflegt ihren Mann und steht stellvertretend für alle Alltagsheldinnen und Alltagshelden, denen die Diakonie anlässlich des Internationalen Tages der Pflege am Sonntag, 12. Mai Danke! sagt.
„Von heute auf morgen drehte sich alles“, erinnert sich die Weezerin und berichtet von der Operation im November und den nachfolgenden Problemen. Eine Lungenentzündung wurde im Krankenhaus erst spät erkannt, aufgrund eines Keimes musste er isoliert werden, auch eine depressive Phase folgte. Irgendwann reichte es Frau Petersilie und sie nahm ihren Mann vor Weihnachten mit nach Hause, entgegen dem Rat der Ärzte. Tatsächlich dachte sie in der ersten Woche manchmal: „ich werde verrückt“.
Heute hat sich die Situation beruhigt. Heinz Petersilie geht dienstags und donnerstags tagsüber in die Tagespflege der Diakonie nach Goch und wird jeden Morgen von einer Pflegefachkraft der Diakonie gewaschen, „für mich eine Entlastung“. In der Zeit deckt sie den Tisch, so dass er gegen 8:15 Uhr vom Fahrdienst abgeholt werden kann. Diese zwei Tage in der Woche genießt die 72-jährige, denn es sind Tage, an denen „ich nichts muss und alles darf“.
„Er war immer sehr aktiv, fuhr gerne Fahrrad und ging zu seinen Vereinen“, beschreibt Agnes Petersilie ihren Heinz. Wenn die Sonne scheint, fährt sie ihn im Rollstuhl spazieren, zur Eisdiele zum Beispiel. Manchmal hat sie das Gefühl, er wolle ihr nicht zur Last fallen, obwohl sie ihm gerne helfen würde. Vor allem bei gutem Wetter sitzt der 75-Jährige häufig im Wintergarten und schaut in den von ihr liebevoll gepflegten Garten. Und sie findet toll, dass sie sich noch mit ihm unterhalten kann. Manche Leute kommen zu Besuch und meinen, er hätte doch gar nichts. „Sie wissen nicht, was los ist und ich will es nicht mehr allen erklären“, seufzt sie. Hilfe findet Agnes Petersilie im Angehörigen-Gesprächskreis, der jeden zweiten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr bei der Diakonie in Goch stattfindet. „Dort sind Leute, die mich verstehen“. Nun hofft sie, dass sie die Kur mit ihrem Mann genehmigt bekommt, um dort noch mehr Hilfen und Tipps zu erhalten. Und für die Zukunft? „Ich wünsche mir, dass er seine Situation akzeptieren kann“.