Stadt kündigt Flüchtlingsberatung

Vor dem Beratungsbüro: Petra van Bergen (Fachbereichsleiterin Soziale Dienste), Heike Pullich-Stöffken und Bettina Hils (Flüchtlingsberaterinnen), Joachim Wolff (Diakonie-Geschäftsführer)


Xanten.
Seit dem Jahr 2000 bietet die Diakonie im Kirchenkreis Kleve in Xanten Flüchtlingsberatung an. Je nachdem, wie es die Situation erforderte, waren es bis zu drei Vollzeitstellen. Aktuell arbeiten mit Heike Pullich-Stöffken und Bettina Hils zwei Diakonie-Flüchtlingsberaterinnen am Küvenkamp. Seit 2015 bestehen Kooperationsverträge mit der Stadt Xanten. Der aktuelle Vertrag wurde nun fristgerecht zum 31. Dezember seitens der Stadt Xanten gekündigt. „Bislang waren wir immer in guten Gesprächen mit der Stadt und haben die Verträge an die aktuelle Situation angepasst, also Stellen aufgestockt oder abgebaut“, so Diakonie-Geschäftsführer Pfarrer Joachim Wolff. Eine Begründung für die Kündigung der Kooperation gab es seitens der Stadt nicht. Die Stadt finanziert die Arbeit der Diakonie zu fast 100 Prozent aus Eigen- und Landesmitteln, die Diakonie stellt die Mitarbeitenden bereit.

Die Stadt Xanten will nun im Rahmen eines öffentlichen Vergabeverfahrens die Flüchtlingsberatung neu ausschreiben, so der Vorschlag der Verwaltung. „Dieses Verfahren kann man anwenden, allerdings gibt es dazu keine rechtliche Verpflichtung“, so Wolff. Außerdem sollten soziale Beratungs- und Betreuungsangebote nicht wie handwerkliche Gewerke ausgeschrieben werden, kritisiert Wolff. Bei der sozialen Beratung gehe es um Menschen und um vertrauensvolle Beziehungen, die keinen häufigen Wechsel vertragen.

Wie wichtig es ist, auf ein jahrelang gewachsenes Netzwerk zurückgreifen zu können, betonen die Flüchtlingsberaterinnen, Heike Pullich-Stöffken und Bettina Hils: „Bei uns rufen Schulen, Ärzte, Ämter und Ehrenamtliche an, weil sie uns vertrauen und wir die Flüchtlinge kennen.“ Die Arbeit habe sich in den letzten Jahren verändert. Ginge es 2015 noch darum, den Ankommenden eine Bleibe zu verschaffen und die Erstversorgung zu sichern, sei nun Integrationsarbeit gefragt. Wo bekomme ich in Xanten medizinische Hilfe, welches Amt ist für welches Anliegen zuständig, sind häufige Fragen. „Die Bewältigung von Traumata ist ein anderes Thema, das immer mehr in den Vordergrund tritt, je mehr die Geflüchteten zur Ruhe kommen“, berichten die Flüchtlingsberaterinnen. Kulturelles Lernen, das Ankommen in der Gesellschaft, das Kennenlernen unserer Werte, bleiben wichtige Aufgaben. „Wir hören immer wieder, wie wichtig den Xantener Bürgerinnen und Bürgern unsere Arbeit ist“, so Hils. Eine funktionierende Flüchtlingsberatung kann viele Konflikte verhindern oder zumindest entschärfen. Anfang September hatte Bürgermeister Thomas Görtz beim Internationalen Herbstfest des Arbeitskreises Asyl das friedliche Miteinander in Xanten besonders herausgestellt.

Die Diakonie wird nun die weitere Diskussion in den Gremien abwarten und hofft darauf, dass die Geflüchteten in Xanten auch ab dem 1. Januar 2020 soziale Beratung in Anspruch nehmen können.

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