Haus am Ostwall eröffnet
Geldern. Beeindruckt und erfreut bewegten sich die Besucherinnen und Besucher durch das am Samstag eröffnete Haus der Diakonie am Ostwall. Sie schauten sich während einer der Führungen Büro- und Tagungsräume, die Tagespflege sowie die Werkstatt des Ambulant Betreuten Wohnens an. Die Diakonie hatte ein ganzes Tagesprogramm vorbereitet, das mit dem Festakt um 11 Uhr begann. „Macht hoch die Tür“ schallte es während der Andacht des Diakonie-Vorstandsvorsitzenden Pfarrer Hartmut Pleines durch das Treppenhaus. Rundum sangen Besucherinnen und Besucher. „Viele Menschen werden in unserer Gesellschaft an den Rand gedrückt“, kritisierte Pleines. „Gerade sie sollen hier erleben: ihr seid wichtig.“ Die anschließenden Grußworte wurden mit musikalischen Welthits umrahmt von „A village voice“ aus Borken. Peter Risthaus an der Gitarre, Claudia Niehaves am Mikrofon sowie Uli Ingenbold an der Querflöte und dem Cajon bekamen am Ostwall dafür viel Applaus. Beifall bekam auch Michaela Bischoff. Wie bereits berichtet, erhielt sie das Kronenkreuz der Diakonie in Gold als Wertschätzung ihrer 25-jährigen Tätigkeit für die Diakonie.
Superintendent Hans-Joachim Wefers zeigte die unverbrüchliche Verbindung von evangelischer Kirche und Diakonie auf, die ohne die jeweils andere nicht sein könnte. Er bedankte sich bei allen, welche die Idee des neuen Hauses mitbegleitet und in die Tat umgesetzt haben: Die Kirchengemeinden, der Kirchenkreis und die Ev. Stiftung Kleve als Mitglieder des Diakonievereins, die Mitarbeitenden der Diakonie selbst und der Vorstand. Sein besonderer Dank galt Diakonie-Geschäftsführer Pfarrer Joachim Wolff: „Du hast von Anfang an die Chancen des neuen Standorts erkannt und besitzt eben nicht nur Fähigkeiten als Seelsorger“, so Wefers.
„Ich spüre hier, dass Menschen sich wohlfühlen“, lobte Barbara Montag als Vertreterin der Diakonie Rheinland Westfalen Lippe. Für sie verbindet die Diakonie drei Elemente. Nächstenliebe, professionelle Arbeit und politisches Handeln für die Menschen. Diakonie habe mehr als nur eine dienende Funktion. Die Diakonie gehe los, verbinde und vermittele, baue Brücken und gehe auch dazwischen, wenn Menschen Fürsprecher bräuchten.
Für den Kreis Kleve gratulierte Landrat Wolfgang Spreen: „Wie bei einem Blick in einem Treppenhaus sähen Menschen häufig nur Teilaspekte einer Sache“, sagte Spreen. Da käme die Diakonie ins Spiel, um Dinge, die übersehen werden, zu benennen. „Die Diakonie im Kirchenkreis Kleve habe sich zu einem leistungsstarken Wohlfahrtsverband entwickelt, der den Bedürfnissen der Menschen auf zeitgemäße Weise entgegen käme. Der Gelderner Bürgermeister Sven Kaiser gratulierte zur Eröffnung des „beeindruckenden Hauses“ ebenfalls. Die Diakonie bereichere die Stadt. „Ich danke der Diakonie für das, was sie für die Menschen tun“, so Kaiser.
Für die Investorengemeinschaft sprachen Reinhard Fleurkens und Gerd Janssen. Die beiden freute, dass die „Seele des Hauses“ erhalten werden konnte. Dass vorhandene Bausubstanz nicht ersetzt worden ist, käme auch der Umwelt zu Gute. Die Investoren dankten der Diakonie für die Geduld, die auch durch historische Funde, am Ende nicht ganz ungelegen, strapaziert wurde. Zum Schluss dankte Diakonie-Geschäftsführer Wolff den Investoren, dem Planer Clemens Scholten sowie allen, die Ideen rund um das Haus eingebracht haben.
Besucherinnen und Besucher hatten danach eine Wahl zu treffen. Sich entweder erst das Haus anzusehen und dann ein kostenloses Mittagessen zu genießen, oder umgekehrt. Diakonie- Mitarbeitende hielten für Kinder und Erwachsene zahlreicher Angebote bereit: Die Suchtvorbeugung etwa zeigte Menschen ihren Blickwinkel und Koordinationsvermögen mit 0,8 Promille. Nebenan war der gerade mit den „Pott-Poeten“ im Straelener Jugendzentrum produzierte Rap-Song zu hören und ein Cannabis-Quiz wartete auf Teilnehmer. Die Tagespflege öffnete ihre Türen und bot Kaffee, Kuchen und Waffeln an. Katharina Ackermann informierte während zweier Vorträge über das Thema Demenz. Parallel erfreute im Treppenhaus a-capella das Männerquintett „5 in harmony“ eine Stunde lang - im Gepäck Lieder der 1960er Jahre. Zwei filmische Portraits wohnungsloser Menschen wurden im Tagungsraum gezeigt, jüngeren Besucher interessierte der Kicker, Scheibenschießen, Glitzer-Tattoos, Loombänder und eine Button-Maschine. Wer nicht sicher war, ob er die ganze Aufregung aushält, konnte sich bei Pflegefachkräften Blutdruck und Blutzucker messen lassen.