Diakonie sorgt sich um Wohnungslose

Geldern/Kleve. Zum „Tag der Wohnungslosen“ am 11. September macht die Diakonie im Kirchenkreis Kleve auf wohnungslose Menschen im Kreis aufmerksam. Die Diakonie befürchtet, dass die Zahl Wohnungsloser aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Herbst weiter ansteigen wird. Je länger die Corona-Krise dauere, desto mehr Menschen könnten mit der Zahlung der Miete Probleme bekommen.

In der Fachberatungsstelle für Wohnungslose (FBS) des Kreises Kleve sind alleinstehende (59 Prozent) und alleinerziehende Personen (14 Prozent) zusammengefasst die deutlich größte Gruppe unter den Besucher*innen der Fachberatungsstelle. Laut Jahresbericht 2019 kontaktierten 454 Personen die Mitarbeiter*innen der Fachberatungsstelle an den beiden Standorten Geldern (Haus der Diakonie, Ostwall 20) und Kleve (Caritasverband, Hoffmannallee 66a-68). 56 Prozent der Ratsuchenden verfügten über keinen eigenen Wohnraum. Wohnungslosigkeit ist nach wie vor mehrheitlich ein soziales und wirtschaftliches Problem von Männern, der Anteil der Frauen ist jedoch über die Jahre kontinuierlich gestiegen.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. berichtet von 44.000 Klientinnen und Klienten, die ihr 2018 von verbandlichen Einrichtungen und Diensten anonymisiert gemeldet wurden. „Das Risiko, sein Zuhause zu verlieren, gilt mittlerweile auch für die sogenannte Mittelschicht“, ist die Erfahrung der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. Dramatisch auch das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsnotfallstatistik des Landes NRW: Demnach ist die Zahl der wohnungslosen Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren, die in Mehrpersonenhaushalten leben, im vergangenen Jahr um 10,4 Prozent gestiegen.

Wohnungslosigkeit hat meist eine Vorgeschichte, die mit den Lebensumständen oder in der Person liegenden Gründen zusammenhängen. Der Anteil sogenannter „verdeckter Wohnungslosigkeit“ (Unterkommen bei Freunden, Bekannten oder Familienangehörigen) lässt sich nicht genau beziffern. Denn erfasst werden nur die Personen, die bei den Kommunen in ihrer sozialen Not um Unterbringung bitten. In der Regel werden sie von den Ordnungsämtern der jeweiligen Kommune in Notunterkünften untergebracht. Ebenso nicht erfasst werden Personen, die gänzlich ohne Unterschlupfmöglichkeiten draußen "Platte machen". Menschen in diesen Notsituationen benötigen eine Beratung und Begleitung durch Fachberatungsstellen, die ihnen bei der Bewältigung vielfältiger Schwierigkeiten helfen.

Menschen haben derzeit auf dem sozialen Wohnungsmarkt nur wenig Chancen, schnell eine adäquate Wohnung zu bekommen. Darum hat die Diakonie im Kirchenkreis Kleve selbst fünf Appartements und 21 Wohnungen, wovon vier als Wohngemeinschaft, angemietet. Die Diakonie gibt darin 35 Männern und Frauen ein Dach über dem Kopf.

An die Kommunen und den Kreis Kleve appelliert die Diakonie, angesichts der bevorstehenden kalten Jahreszeit ausreichend Räumlichkeiten für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen einzurichten. Bei zu wenigen oder zu kleinen Notunterkünften könnten diese zu Infektions-Hotspots werden. Platz in den Unterkünften ist dringend nötig, um die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln zu ermöglichen.

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