Flicken, Nähen und Neues erschaffen
Geldern. Nähen scheint in der heutigen Zeit etwas aus der Mode gekommen sein. Lieber neukaufen, statt flicken ist die Devise. Dem Trend wirkt ein Näh- und Nachhaltigkeitsprojekt des Ambulant Betreuten Wohnens (BeWo) in Geldern entgegen. Zwei Mal im Monat treffen sich dafür maximal acht Nutzerinnen und Nutzer mit BeWo-Mitarbeiterin Corina Beyer und Ergänzungskraft Lia Wolfers (Bild rechts). „Das Einzige was aufgehalten hat, war das Schneiden der Vierecke“, erzählt Ulrike Gratenberg. Sie ist derzeit mit dem Nähen einer Patchwork-Decke beschäftigt. Im Februar dieses Jahres begann der Kurs, seitdem ist sie mit dabei. „Zu Schulzeiten habe ich genäht, danach nicht wieder, sagt Gratenberg. Am Anfang musste sie sich an die Maschine gewöhnen, auch das Einfädeln lässt Anfänger häufig verzweifeln.
BeWo-Mitarbeiterin Corina Beyer ist Initiatorin des Projekts. „Ich nähe gerne in meiner Freizeit“, berichtet sie. Das ein oder andere Teil hatte sie darum mit nach Hause genommen. Bis sie sich fragte, „warum zeigst du es den Menschen nicht einfach?“ Schnell wurde daraus der Nähkurs, mit wachsender Beliebtheit. Jeder nimmt etwas mit, sei es eine gute Näh-Idee oder gute Unterhaltung. Bislang haben die BeWo-Kolleginnen und Kollegen so viele Kleiderreste zur Verfügung gestellt, dass kein Stoff zugekauft werden musste. „Stoffreste aus Baumwolle sind uns willkommen, Seide und ähnliches lässt sich weniger gut verarbeiten“, so Beyer. Eine zusätzliche Maschine wurde angeschafft und alles was man zum Nähen so braucht. Das Nachhaltigkeitsprojekt hat auch die SanktMartinus- Stiftung in Geldern überzeugt, sie spendete 400 Euro. Sollte mittelfristig ein „Repair-Cafe“ umgesetzt werden können, steht die neu angeschaffte Nähmaschine auch dafür zur Verfügung.
„Ich mag am Nähen, nachher etwas in der Hand zu haben, etwas Kreatives erschaffen zu haben“, findet Beyer. Das allererste Projekt, welches sie mit der Gruppe umsetzte, waren „Tatütas“ – Taschentüchertaschen. Zeiteinsatz – rund zwei Stunden pro Tasche. „Nun mit mehr Übung würde ich es auch in einer halben Stunde hinbekommen“, ist Ulrike Gratenberg sicher. Die Frauen drücken aufs (Fuß)-Pedal, nicht für den Akkord, sondern weil es Spaß macht.