Diakonie-Suchtberatung: Auch legales Cannabis gefährlich

Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste: Petra van Bergen

Geldern. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist die Legalisierung von Cannabis festgeschrieben. Wie genau die Freigabe und der Verkauf geregelt werden soll, müssen die Parteien noch aushandeln. Die Suchtberatung der Diakonie im Kirchenkreis Kleve steht dem skeptisch gegenüber: „Die Legalisierung von Cannabis wird von vielen Personen so interpretiert, als wäre der Konsum von Cannabis harmlos und unbedenklich“. Doch auch „legale“ Drogen bergen Risiken und könnten abhängig machen. Natürlich ginge mit der Entkriminalisierung auch eine Entlastung von Polizei und Verfolgungsbehörden einher. „Der Gesundheitsschutz müsste bei den Überlegungen jedoch im Vordergrund stehen“, betont Petra van Bergen, Diakonie-Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste.

„Perspektivisch führt die Legalisierung sicher dazu, dass der Konsum mehr Akzeptanz bekommt“, so van Bergen. Er wird sich im Alltag, etwa in Fußgängerzonen und Parks, schnell bemerkbar machen. Eben weil er - wie Nikotin und Alkohol - nicht mehr versteckt werden müsse. Mit der Folge, dass Suchtwirkung, Gesundheitsgefährdung und soziale Auswirkungen ignoriert würden. Heroinkonsum lehnen die meisten strikt ab, bei Alkohol oder in geringerem Maße Nikotin sehen viele kein Problem. Somit sei es nicht verwunderlich, dass Alkohol als „Volksdroge Nummer 1“ in der Suchtberatung den größten Anteil hat. „Jeder sollte im Hinterkopf behalten, dass der Übergang von unproblematischem Konsum zur Abhängigkeit, einhergehend mit familiären und finanziellen Problemen, schleichend über Jahre stattfindet“, lautet die Erfahrung der Suchtberatung.

Für die Arbeit der Beratung sei es wahrscheinlich, dass die Cannabis-Legalisierung einen Zuwachs an Klienten mit problematischem Konsumverhalten bedeutet. Für die Beratung selbst mache es keinen Unterschied, ob legale oder illegale Suchtmittel konsumiert werden. Die Fachleute der Diakonie-Suchtprävention fordern darum, dass der Cannabis-Konsum erst ab einem Alter von 21 Jahren legalisiert werden sollte. Erst dann sei der Prozess der Hirnentwicklung abgeschlossen. Bis dahin könne Cannabis auf ihn einen negativen Einfluss nehmen. „Die Präventionsarbeit, die heute bereits in Schulklassen stattfindet, müsste deutlich ausgebaut werden“, fordert van Bergen. Die Jugendlichen benötigen Unterstützung bei der Entwicklung eigener Haltungen und Strategien gegenüber Suchtmitteln. Auch Eltern und pädagogisch Mitarbeitende müssten sich durch die Legalisierung neu mit diesem Thema befassen. Für diese präventive Arbeit würden dann weitere finanzielle Mittel notwendig. Das Fazit der Suchthilfe der Diakonie lautet: „Die Legalisierung von Cannabis kann nur für Erwachsene gelten und benötigt eine Ausweitung der Präventionsarbeit.“

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