Fusionsfest Diakonie RWL

Mit Zuversicht in die Zukunft
Bilder: Meike Böschemeyer 

Es war ein langer Weg bis zur endgültigen Fusion der Diakonischen Werke Rheinland, Westfalen und Lippe. Jetzt ist die Diakonie RWL mit rund 5.000 Sozialeinrichtungen einer der größten Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Das wurde am Mittwoch mit viel Prominenz aus Politik, Diakonie und Kirche in Düsseldorf gefeiert.

Als „Anwalt der Schwächeren“ sei die Diakonie ein unverzichtbarer Partner der Landesregierung, betonte der nordrhein-westfälische Sozialminister Rainer Schmeltzer vor rund 200 geladenen Gästen auf dem Frühlingsempfang des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe in Düsseldorf. Besorgt äußerte sich der Minister über „die zunehmenden  Parolen von rechts“. Er beklagte die gestiegene Zahl von Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte und forderte: „Wir müssen deshalb alle den Mund aufmachen, um Vorurteilen und fremdenfeindlicher Hetze etwas entgegenzusetzen“. 

Auch Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann erklärte, er habe große Sorge, dass sich in Deutschland eine neue rechte Bewegung bilde, die Fremdenfeindlichkeit mit antidemokratischen Ressentiments verbinde und in der Mitte der Gesellschaft Anklang finde. „Wir brauchen als Diakonie mehr Unterstützung von Seiten der Politik“, forderte er. Viele Bereiche der sozialen Arbeit seien unterfinanziert. Das könne die neue rechte Bewegung stärken, so der Theologe. „Rechtspopulismus entsteht zum Teil auch aus dem Gefühl der Benachteiligung heraus.“

Der bekannte Journalist der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl, mahnte, das 21. Jahrhundert werde sich daran messen lassen müssen, „wie wir mit Flüchtlingen umgegangen sind und entheimateten Menschen wieder Heimat gegeben haben.“ Er forderte die Diakonie auf, sich weiterhin als „Kümmerer“ und „Schicksalskorrektor“ für Flüchtlinge und benachteiligte Menschen einzusetzen. Mutiger und frecher müsse die Diakonie werden, gab der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, selbstkritisch zu - und kündigte an: „Wir sind mit unserer Kritik in vielen Bereichen schon einigermaßen vernehmlich, aber wir müssen und werden uns künftig zu Wort melden, etwa, wenn es um die Rückführung von Flüchtlingen geht.“

Die westfälische Präses Annette Kurschus betonte die Gemeinsamkeiten von Diakonie und Kirche. Beide hätten den Auftrag, „keinen einzigen Menschen verloren zu geben“, sagte die Theologin in ihrer Predigt. Sie gestaltete gemeinsam mit dem rheinischen Präses Manfred Rekowski, dem lippischen Landessuperintendenten Dietmar Arends und Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann den Gottesdienst auf dem Frühlingsempfang.

In einer von der WDR-Journalistin Giesela Steinhauer (2. von rechts) moderierten Podiumsdiskussion ging es um die „Rolle der Diakonie im Sozialstaat der Zukunft“. Dabei wurde auch der zunehmende Finanz- und Wettbewerbsdruck diakonischer Einrichtungen thematisiert. Der Bundespatientenbeauftragte Karl-Josef Laumann, der Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Andreas Johnsen, sowie die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Dortmund, Anne Rabenschlag, waren sich darin einig, dass der Wettbewerbsvorteil der Diakonie in ihren christlichen Werten der Nächstenliebe und Fürsorge liegt.

„Ein Wohlfahrtsverband ist zwar auch ein Wirtschaftsunternehmen, aber es muss barmherzig sein“, sagte Laumann. Und es braucht eine starke politische Vertretung und gute wirtschaftliche, rechtliche und fachliche Beratung. All das wolle die Diakonie RWL ihren Mitgliedern bieten, erklärte Diakonie RWL-Vorstand Thomas Oelkers. „Eine gemeinsame Diakonie in Rheinland, Westfalen und Lippe stärkt die diakonischen Träger in ihrer Zusammenarbeit mit Politik, Verwaltung und Verbänden.“

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