Oma und Opa – unvorhergesehen in Köln

Weeze. „Was nicht glücklich macht, kann weg“: Aus ihrem Buch las Carla Berling am Vorabend des Internationalen Frauentags. Ort der Lesung, die von der Gemeinde Weeze und der Diakonie im Kirchenkreis Kleve gemeinsam angeboten wurde, war die Alte Schmiede. Das Interesse war groß, die 70 Karten sehr schnell verkauft.

So einfach ist es ja nun nicht, alles unglücklich Machende zu entfernen. Zumindest sorgte die Komödie am Weltfrauentag für ein paar unbeschwerte Stunden. Das Buch beschreibt den großen Lebenswandel von Oma Billie und Opa Thilo. Ganz unvorhergesehen stellt sich ihr bislang beschauliches, aber doch eintönige Leben auf den Kopf.

Oma Billie und Opa Thilo haben leider keinen Kontakt zur Familie ihres Sohnes. Bis Sohn Jonas beruflich nach London muss und Oma und Opa für ein halbes Jahr in Köln braucht. Sie sollen auf Enkel August aufpassen, „ab nächster Woche“. Augusts Mutter verstarb leider früh. Eine Chance, die die Großeltern annehmen.

Autorin Carla Berling kommt ursprünglich aus Ostwestfalen, Bad Oeynhausen. Sie kennt also die dörfliche Provinz und karikiert die Unterschiede zur großen Stadt Köln und ihren Menschen. Die Menschen eher meidende Billie findet die Menschen dort zunächst komisch. Ihr Enkel August begleitet Beerdigungen eines nahen Tierfriedhofs auf einer Blockflöte. Die Liedauswahl richten sich nach dem verstorbenen Tier. Mit der Zeit ändert sich die Haltung der Großeltern jedoch und sie können sich der Offenherzigkeit der Kölner nicht mehr entziehen. Einem Wodkapudding fällt eine zungelösende Rolle zu.

„Die Geschichte selbst ist natürlich fiktiv“, sagt Carla Berling. Hier und dort flechtet sie selbst Erlebtes mit ein. Wie die rothaarige, bunt gekleidete Schneiderin im Rentenalter, die sie als Maskottchen eines Theaters kennenlernte. Oder ein Erlebnis im Urlaub auf Fuerteventura, mit dem sie ihre Abneigung gegen FKK-Strände eindrücklich illustrierte und das Publikum in Weeze zum Lachen brachte. Nicola Roth dankte Carla Berling für den unterhaltsamen Abend. Viele der Anwesenden kauften sich das Buch, um die ganze Geschichte rund um das Verhältnis zwischen Sohn und Eltern und das große Familiengeheimnis an Weihnachten nachzulesen.  

Das größtenteils weibliche Publikum unterstützt mit dem Kauf der Eintrittskarte Frauen in Notsituationen. Große Teile der Einnahmen der Lesung gehen an die Sozialen Dienste der Diakonie. „Mit dem Geld helfen wir Frauen in der Beratung unbürokratisch und schnell“, so Stefanie Krettek. Insbesondere alleinerziehende Frauen unterliegen nach wie vor einem hohen Armutsrisiko. Trotz großen Einschränkungen reicht das Geld manchmal nicht für Strom, Wasser oder für neue Schulsachen der Kinder.

Inzwischen ist die Spendensumme bekannt: 750 Euro können nun bedürftigen Frauen zugutekommen.

Nicola Roth erinnerte bei den Schlussworten an die Frauen, die das Wahlrecht für Frauen in Deutschland erkämpft haben. Sie appellierte, von diesem Wahlrecht bei der Wahl des Europaparlaments am 9. Juni Gebrauch zu machen. „Wir Frauen tun gut daran, unsere Meinung deutlich zu zeigen“, so Roth, umso mehr Friede und Freiheit keine Selbstverständlichkeiten mehr scheinen.

Zurück