Perspektive Kinder in suchtbelasteten Familien
Geldern. Welche Kinder schämen sich schon gerne für ihre Eltern? Kinder oder Jugendliche, deren Eltern alkoholkrank sind, kennen das Gefühl. Sie kapseln sich ab, laden keine Freunde nach Hause zum Spielen ein. Mutter oder Vater könnten nachmittags ja schon auf der Couch liegen, mit der Flasche in der Hand.
Im Rahmen der Aktionswoche Alkohol hatte die Fachstelle Suchtvorbeugung Kooperationspartner im Netzwerk „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ zu einer Filmvorführung in das Haus der Diakonie eingeladen. Im Film „Liebe und Hass“ berichten junge Menschen über ihre Erfahrungen mit alkoholkranken Elternteilen. „Es ist tatsächlich eine Hass-Liebe“, beschrieb eine Jugendliche das Verhältnis zu den Eltern. Eine junge Frau erzählte von ihrem Ekel, wenn die Mutter mit Alkoholgeruch ihre Nähe suchte. „Der Film zeigt sehr gut die Perspektive der Jugendlichen und was die Alkoholkrankheit der Eltern mit ihnen macht“, meinen Mitarbeiterinnen des Kreisjugendamts, Team Pflegekinder, bei der Nachbesprechung.
Kinder übernehmen bisweilen Rolle und Aufgaben der Eltern. So würde ein Kind lieber den Hausflur putzen, um zu verschleiern, dass die Eltern dazu nicht in der Lage sind. Oder sich in einer Entgiftung oder Reha-Maßnahme befinden. Leider geben Kinder sich oft die Schuld für das Suchtverhalten der Eltern. Immer wieder spielt der Film Szenen von Alkoholwerbung ein. Sie zeigen, wie sehr wir durch Werbung lernen, Alkohol-„genuss“ ausschließlich mit Freizeit, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit zu verbinden.
Mit den Gruppenangeboten „Drachenflieger“ und „FitKids“ macht die Diakonie im Kirchenkreis Kleve Kindern und Jugendlichen aus suchtbelasteten Familien ein Angebot. „Wichtig ist uns, dass wir den Kindern keine Gespräche aufzwingen, sondern es ein Gesprächsangebot gibt“, so Tim Rambach. Während der Zeit, in der die beiden Diakonie-Mitarbeitenden Tim Rambach und Melanie Seier Programm anbieten, sollen die Kinder mal durchatmen können. Ziel der Angebote ist, Kinder zu stärken und ihnen den Druck zu nehmen. „Die Diagnose `Alkoholiker´ hat es uns erst ermöglicht, darüber zu sprechen“, so eine junge Erwachsene im Film. Zuvor wurde das Thema in der Familie totgeschwiegen.
Die Diakonie unterstützt Betroffene und Angehörige durch Suchtberatung und ist in der Suchtprävention tätig. Mitarbeitende erreichen sie unter der Telefonnummer 02831 9130-800.