Menschen zuhören und neuen Mut geben

Xanten. Sie wirkt fröhlich. Und das, obwohl sie sich seit 33 Jahren mit allen möglichen Problemen der Menschen beschäftigt. Oder gerade deswegen? Sigrid Messerschmidt-Sprenger ist gerne Sozialberaterin und verlässt die Diakonie im Kirchenkreis Kleve nun in Richtung Ruhestand. Die 65-Jährige ist mit ihrem Büro – früher in der Scharnstraße – seit ein paar Jahren an der Poststraße, vielen Xantener Bürgerinnen und Bürgern bekannt.

Die Sozialberaterin räumt bereits ihren Schreibtisch auf, nun wird es langsam ernst. Ein Plakat am Eingang weist Besucherinnen und Besucher auf den nahenden Abschied Ende August hin. Ab dem 1. Oktober übernimmt Stefanie Krettek die Sozialberatung in Xanten, neben den Beratungsstunden, die sie bereits in Goch, Kerken und Weeze anbietet.

„Es sind alle Probleme von A-Z, die Menschen mir erzählen“, so Messerschmidt-Sprenger. Über die Jahre hat sie das Gefühl, dass vor allem eines wichtig ist: Zuhören. „Einige Menschen haben keinen, dem sie die Probleme erzählen können, es geht nicht immer sofort um eine Lösung“. Von A wie Alkoholprobleme, Arbeitsplatzverlust über Familien- und Ehestreitigkeiten, bis hin zu ganz vielen Schwierigkeiten, die durch Z wie „zu wenig Geld“ entstehen, reicht die Bandbreite. Die Problemlagen seien zudem komplexer geworden. Meistens ist es nicht nur ein Problem, mit dem Menschen alleine nicht mehr fertig werden.

„Auch ich habe keine Jobs, biete keine Therapie an oder kann Schulden bezahlen“, so die Diplom-Pädagogin. Was den ratsuchenden Menschen jedoch helfe, sei Orientierung. In Gesprächen werden Probleme geordnet, damit sie der Reihe nach angegangen werden und das Licht am Ende des Tunnels immer größer wird. „Manche Menschen verzweifeln schon am Antragswesen und bekommen so nicht die Leistungen, die ihnen in der Not zustehen“, ist die Erfahrung von Messerschmidt-Sprenger.

Bevor der evangelische Wohlfahrtsverband 1991 als Diakonieverein eigenständig wurde, gehörte er zur verfassten Kirche, dem Evangelischen Kirchenkreis Kleve. „Es gab wenige oder keine Konzepte und wir konnten die Sozialberatung in diesen Jahren komplett neu aufbauen und vieles selbst gestalten“, erinnert sich Messerschmidt-Sprenger gerne zurück. Bis zu fünf Mitarbeitende waren damals im Gebiet des Kirchenkreises in der Sozialberatung unterwegs. „Gemeindenahe Sozialarbeit“ war damals ein Stichwort. Nah und eng mit der ev. Kirchengemeinde verknüpft, als auch nah bei den Menschen in ihrem Quartier. Unendlich viel gelernt habe sie damals von ihrer Kollegin Gisela Heinrichs.

Was Messerschmidt-Sprenger immer gefallen hat, war die Vielseitigkeit ihrer Arbeit und die Zusammenarbeit mit anderen, wie der Gleichstellungsbeauftragung in Xanten. Gemeinsam wurden Veranstaltungen mit Informationsständen organisiert, die eigene Arbeit präsentiert. Oder sie war als Referentin unterwegs, bei der Gestaltung von Diakonie-Sonntagen, mit Gemeindegruppen, mit dem Diakonie-Ausschuss wurden Projekte geplant. Gerne wirkte sie im Kirchenkreis in der Erwachsenenbildung mit, dort im Arbeitskreis Älterwerden. Flagge zeigen, das tat Messerschmidt-Sprenger zum Beispiel auch mit ihrer Kollegin, Flüchtlingsberatern Heike Pullich-Stöffken in der Poststraße. Zum „Orange the day“ präparierten sie einen Stuhl mit Warnweste und Hinweisen, die sich „gegen Gewalt an Frauen“ richteten.

Wie wohl jeder Mensch sieht Messerschmidt-Sprenger dem Ruhestand mit gemischten Gefühlen entgegen. Ein großer Abschnitt endet, aber sie freut sich auf mehr gemeinsame Zeit mit ihrem Mann und ihren zwei erwachsenen Kindern. „Mehr Zeit können auch meine oft vernachlässigten Hobbys vertragen, das Klavierspiel und die französische Sprache“. In keinem Zeitkorsett mehr zu stecken, dass kann sie sich schon sehr gut vorstellen.

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