Geldern ist nun FitKIDS Standort

Luftschlangen statt Sekt zur Feier der Siegelübergabe

Geldern. Sie können zurecht stolz sein: Nach sechs Jahren der Vorbereitung ist die Suchthilfe der Diakonie im Kirchenkreis Kleve zum FitKIDS-Standort im Kreis Kleve zertifiziert worden. Die Glückwünsche dazu und das Siegel brachte Sandra Groß mit, Projektleiterin der FitKIDS Geschäftsstelle in Wesel. „FitKIDS“ wird mittlerweile von 80 Teams deutschlandweit angeboten, sie kümmern sich um Kinder aus suchtbelasteten Familien oder Lebensgemeinschaften.

Die geladenen Gäste, Kooperationspartner aus dem Netzwerk, Mitarbeitende, Geschäftsführung und Vorstand der Diakonie hörten interessiert zu, wie die Zertifizierung zustande kam. „Wir haben im Team diskutiert und gestritten, ob wir das Projekt angehen“, erzählte Petra van Bergen, Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste. „Am Ende können wir sagen, wir sind zum Team Suchthilfe, in dem sich Beratung und Prävention ergänzen, zu Experten für Kinder in suchtbelasteten Familien geworden.“ Bis es soweit war, mussten viele Klinken, vor allem im Netzwerk, geputzt werden. „Sie sind bundesweit das einzig mir bekannte Team, das für den eigenen Standort ein Konzept für die FITKIDS- Arbeit geschrieben hat“, lobte Groß. „Herzlichen Glückwunsch, auch von Projektbegleiterin Sarah Schneider, sie haben sich die Zertifizierung wirklich verdient.“ „Herzlichen Dank“ sagte auch Diakonie-Geschäftsführer Joachim Wolff allen Mitarbeitenden, die an der Zertifizierung mitgewirkt haben. „Die Diakonie im Kirchenkreis Kleve möchte Fachleute und die Öffentlichkeit sensibilisieren, Kinder aus suchtbelasteten Familien wahrzunehmen“, so der Diakonie-Geschäftsführer.

Sandra Groß, Projektleiterin der FitKIDS-Geschäftsstelle Wesel

„Schon am ehemaligen Standort in der Gelderstraße gab es eine Kinderspielecke. Diese wurde aber irgendwann weggeräumt und die Kinder rutschten aus dem Blick“, berichtete van Bergen während der Präsentation mit dem Titel „Wir haben es geschafft“. Diese Spielecke gibt es nun wieder im Haus der Diakonie am Ostwall. Bei jeder Beratung werden die Kinder und ihr Hilfebedarf mitgedacht und danach gefragt. Die Mitarbeitenden Tim Rambach und Melanie Seier schilderten, wie sie konkret mit Kindern im Projekt „Drachenflieger“ arbeiten. 90-minütige Treffen finden wöchentlich im Haus der Diakonie Geldern statt. Zunächst ging es in der neuen Gruppe, die seit 2023 existiert, um Beziehungsarbeit und Vertrauensaufbau zu den Kindern. „Wenn wir zusagen, etwas nicht außerhalb des Raumes zu tragen, tun wir das auch nicht“, so Rambach. Eines der Probleme sei die Wahrung des Familiengeheimnisses. Eine Sucht würde weder innerhalb noch außerhalb der Familie thematisiert, eine mehr oder weniger ungeschriebene Regel. Das bedeute, dass das Familiensystem sich nicht öffnen kann, keine Hilfe beansprucht, die Kinder ihre Gefühle unter Verschluss halten. Eltern gehen oft davon aus, dass die Kinder die Suchterkrankung nicht bemerken. „Dabei haben Kinder oft bessere Antennen, als Eltern das für möglich halten.“ „Wir möchten Eltern und Kindern helfen, die Sucht zu verstehen und eigene Bedürfnisse zu äußern“, so Rambach. Bevor aus Kindern selbstbewusste Erwachsene werden, müssen sie eine altersgemäße Kindheit leben dürfen, ohne elterliche Aufgaben im Haushalt übernehmen zu müssen.

Diakonie-Geschäftsführer Joachim Wolff, Sandra Groß (FitKIDS), Diakonie-Mitarbeitende der Suchthilfe: Tim Rambach, Petra van Bergen, Yevgeniy Steinhauer, Melanie Seier

„Eine Studie zur Evaluation des Programms Kinder psychisch und suchtkranker Eltern (KIPS) durch das Institut Kinder- und Jugendhilfe Mainz (IKJ) beschreibt, wie Kinder ihr eigenes Wohlbefinden, ihre Lebenszufriedenheit nach den Gruppenterminen als höher bewerten“, äußerte Rambach. Für die Treffen in Geldern gibt es Regeln und Rituale: Wenn Kinder den Stressball in die Hand nehmen, möchten Sie nicht angesprochen werden. Mit vielen spielerischen Maßnahmen und Ausflügen würden sich die Kinder langsam öffnen. „Neben den Drachenfliegern haben wir ältere Jugendliche, die lieber in Einzelsitzungen ihre Probleme ansprechen“.

Kontakt Diakonie-Suchthilfe: Petra van Bergen, Telefon: 02831 / 91 30-800, vanbergen@diakonie-kkkleve.de

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