Konfis staunen bei der Diakonie

Goch. Ganz schön früh am Morgen war es am Samstag für die jungen Leute, die zum Konfitag bei der Diakonie an die Brückenstraße kamen. Zwei Jahrgänge aus den Evangelischen Kirchengemeinden Kalkar, Moyland und Neulouisendorf lernten größtenteils spielerisch, was die Diakonie so macht und warum sie es macht.

Die 18 Konfirmandinnen und Konfirmanden wurden in drei Gruppen eingeteilt, eine startete den Rundlauf bei Melanie Seier und der Suchtvorbeugung, eine zweite bei Pflegedienstleiter Manuel Gietmann und Pflegefachkraft Gentiana Hoxhaj im Raum der Tagespflege, die dritte Gruppe blieb im Ev. Begegnungshaus „M4“ um theologische Grundlagen der Diakonie in der Bibel zu finden.

Für viele junge Menschen ist es nur sehr schwer vorstellbar, wie sich „Alter“ anfühlen kann. Je nachdem, was ein Mensch für die Fitness in seinem Leben getan oder nicht getan hat, werden Muskeln weniger, Beschwerden dafür mehr. Den Konfis wurden dafür Gewichte an Arme, Beine, Oberkörper und Nacken angelegt sowie Ohrschützer aufgesetzt und Handschuhe angezogen, um dies zu simulieren. „Das ist anstrengend“, lautete meist die erste schnelle Reaktion, nachdem der kurze Rolli-parcours durchlaufen worden war. „Probiere mal, dir die Haare zu waschen“ forderte Gentiana Hoxhaj die Teilnehmenden auf. Auch hier merkten sie sehr schnell „das strengt an“. „Nun seid ihr noch gesund und habt keine Arthritis oder andere Krankheiten“, gab Gietmann zu bedenken. „Ich bin überrascht und erfreut, wie viel die Konfis zum Beispiel über den Alltag einer Tagespflege wissen wollten“, meinte der Pflegedienstleiter nachher. In vier Holzkisten wurden alltägliche Handgriffe simuliert die im Alter eben auch eine Herausforderung sein können.

Sozialpädagogin Melanie Seier legte – symbolisch für eine Suchterkrankung – einem oder einer Konfirmandin Handschellen an und steckte einen weiteren in eine Zwangsjacke. Um diese davon zu befreien und den Therapieplan „Rauchentwöhnung“ komplett zu absolvieren, musste die Gruppen Fragen beantworten, Hinweisen nachgehen und Rätsel lösen. Nötige Tipps gab es dazu von „Stationsschwester“ Melanie Seier und Sterne als Belohnung für jeden geschafften Therapieschritt. "Die Jugendlichen hatten Spaß am Escape-Room", sagt Seier: "Bei den kniffligen Rätseln bekamen sie viele Informationen rund um die Themen Zigaretten, Vapes und Schadstoffe. Mit Teamarbeit und einem guten Spürsinn fanden alle Konfirmanden den Weg aus dem Escape-Room heraus."

Zirka 10 Millionen Menschen in Deutschland profitieren von Dienstleistungen der Diakonie, dem Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirche. Quasi jeder achte aller Einwohner Deutschland. Eine ganze Menge fanden die Konfirmanden. Pfarrerin Christel Hagen und Pfarrer Thomas Hagen diskutierten eine Grafik mit den Konfis, die weiteres verriet: Rund drei Viertel aller diakonischen Angebote entfallen auf die Bereiche Kinder und Jugendhilfe (13.345), Altenhilfe (6.344), und die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung (4.128).

Was bedeutet der Begriff „Diakonie“ eigentlich, wo kommt er her und was sind die Wurzeln der Diakonie wie wir sie heute kennen? Konfirmanden besprachen die entscheidende Bibelstelle in der Apostelgeschichte, Kapitel 6. Die Verpflegung von Witwen war eine Streitfrage zwischen den zugezogenen griechischen und den einheimischen hebräisch sprechenden Menschen. Die Pfarrer der Urgemeinde sollten sich hauptsächlich mit Gebet und Verkündigung beschäftigen und nicht zusätzlich mit der Speisung der Witwen. Eine Gruppe von sieben wurde dafür auserkoren, diesen „Hilfsdienst“ zu organisieren. Denn, anders als heute, gab es keine soziale Absicherung, Männer waren Alleinversorger ihrer Familie. „Frauen gingen keiner bezahlten Arbeit nach. Ohne diese Hilfe wären die Frauen verhungert“, so Pfarrer Hagen.

„Die Konfirmanden wussten nicht, wie groß die Diakonie ist“, berichtete Pfarrerin Hagen nachher. „Eine Konfirmandin sagte mir, dass sie es unglaublich findet, was alte Menschen praktisch unter Dauerschmerz leisten. Sie sähe nicht mehr das Klapprige in diesen alten Menschen, sondern die Leistung dessen, was sie noch bewerkstelligen. „Diese Rückmeldung finde ich toll“, so Christel Hagen. Den „Konfi-Samstag“ bei der Diakonie fanden alle nicht nur gut, sondern tatsächlich super und auf Nachfrage empfahlen die Teilnehmenden folgenden Konfi-Jahrgängen, sowas auch mal zu machen.  

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